Stefan Rottmann spricht vor Bürgern in einem großen Zelt
In einem engagierten Wahlkampf stellte Stefan Rottmann viele Veranstaltungen und Events für die Bürgerinnen und Bürger in Schonungen auf die Beine. (Bild: privat)

Er ist Sozialdemokrat, gerade einmal 25, und setzte sich am Sonntag bei der Bürgermeisterwahl im bayerischen Schonungen mit genau drei Stimmen Vorsprung gegen seinen CSU-Kontrahenten durch. Wie fühlt man sich als Deutschlands jüngster Bürgermeister? spd.de sprach mit Stefan Rottmann, neues Oberhaupt von Schonungen.

spd.de: Stefan, erst einmal herzlichen Glückwunsch, wie fühlt man sich nach so einem Wahl-Krimi nun der jüngste Bürgermeister Deutschlands zu sein? 

Stefan Rottmann"Zukunft ist wählbar" lautete das Wahlkampfmoto von Stefan Rottmann. (Bild: privat)Stefan Rottmann: Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, es tatsächlich geschafft zu haben. Ich habe in den Wahlkampf trotz Vollzeit-Job und Dualem Studium viel Energie reingesteckt. Dass am Ende eine hauchdünne Mehrheit für mich gestimmt hat, macht mich unglaublich stolz. Es zeigt, dass sich viele nicht durch mein junges Alter beeinflussen lassen haben, sondern tatsächlich auf die Fachkompetenz, Menschenkenntnis und mein Programm geschaut haben.

spd.de: Fast drei Viertel aller Wahlberechtigten gingen zur Wahl. Wie erklärst Du dir das?

Stefan Rottmann: Dass die Wahlbeteiligung enorm hoch war, liegt daran, dass sich bei dieser Wahl wirklich alle Generationen angesprochen gefühlt haben. Jeder wollte mitbestimmen und etwas bewegen. Sowohl mein Gegenkandidat als auch ich haben einen engagierten Wahlkampf durchgeführt und nahezu alle Haushalte besucht. Durch die hohe Präsenz war die Wahl allgegenwärtig: Die hohe Wahlbeteiligung zeigt vor allem, dass es sich die junge Generation nicht hat nehmen lassen, auch bei der Wahl einen entscheidenden Beitrag zu leisten.

spd.de: Viele meinen, Kommunalpolitik sei langweilig. Wie hast Du so früh den Weg in die Politik gefunden? Gab es da ein Schlüsselerlebnis?

Stefan Rottmann: Ein Schlüsselerlebnis gab es tatsächlich: Mein Elternhaus steht auf einer Bodenaltlast, verursacht durch eine Farbenfabrikation im letzten Jahrhundert. Im Jahre 2000 wurde die Umweltkatastrophe aufgedeckt - insgesamt 12 Hektar Wohngebiet sind betroffen. Für mich war schon als junger Mensch klar: Dagegen muss man was tun. Ich habe mit 16 Jahren eine Petition geschrieben um zu helfen. Über diesen Weg fand ich gefallen an der Kommunalpolitik, wurde später Mitglied der SPD und erlangte bei der letzten Kommunalwahl mit den meisten Stimmen aller 116 Gemeinderatskandidaten das beste Ergebnis. 

 

spd.de: Bei dem ganzen Engagement, bleibt da eigentlich genügend Zeit für deine Freunde und Familie? 


Stefan Rottmann: Trotz Beruf, Studium und meiner freiberuflichen Tätigkeit als Journalist habe ich mir genügend Freiräume für Freundin, Freunde und Familie geschaffen. Ich führe ein ganz normales Leben: Gehe gerne ins Kino oder auf Konzerte.

 

spd.de: Du bist 25, hast gerade dein Studium beendet. Fühlst Du dich fit für das Amt? 

 

Stefan Rottmann: Ich kenne die Aufgaben, die auf mich als Bürgermeister warten und weiß, welche Verantwortung auf mich zukommt. Ich habe mich in den letzten Wochen und Monaten intensiv mit der Gemeinde auseinandergesetzt. Ich habe fünf Schwerpunkte mit 150 Ideen und Vorschlägen entwickelt, die ich nun auf den Prüfstand stellen möchte. Erfahrung konnte ich in den vergangenen acht Jahren meines ehrenamtlichen Wirkens sammeln: Ich habe mich immer für die Abläufe in der Großgemeinde interessiert und gerade als Gemeinderat bekommt man vieles mit. So mancher Bürgermeister wurde ohne diese Kenntnisse oder ohne jegliches Gemeinderatsamt gewählt... das kommt mir nun zugute. 

 

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spd.de: Was sind deine Pläne für Schonungen? 


Stefan Rottmann: Größtes Ziel muss es sein, den Einwohnerschwund einzudämmen. Wir müssen wachsen oder wenigstens das Einwohnerniveau halten: Das liegt mir wirklich sehr am Herzen. Davon hängt unsere ganze infrastrukturelle Entwicklung ab. Mit dem demografischen Wandel im Nacken wird es nicht einfacher in Zukunft. 

 

spd.de: Und persönlich? Du sollst bereits in der Grundschule in ein Poesiealbum eines Freundes als Traumberuf Bundeskanzler hineingeschrieben haben. Ist das dein Fernziel? 

 

Stefan Rottmann: Für mich ist es das Größte, Bürgermeister meiner schönen Heimatgemeinde zu sein. Wir sind wer: Wir haben die zweitmeisten Einwohner im Landkreis und sind flächenmäßig sogar die Größte. Wir können stolz auf unsere Heimat sein. Was gibt es schöneres als für acht Jahre Bürgermeister zu sein. Und ich hoffe, bei der nächsten Wahl, machen es mir die Bürgerinnen und Bürger dann nicht mehr so spannend wie diesmal... wenn's dann um eine Vertragsverlängerung geht!